Heute war ich zum ersten Mal direkt in der Produktion. Zunächst habe ich K. dabei zugesehen, wie sie eine Zwei-Farben-Offset-Druckmaschine für das Bedrucken von Briefumschlägen eingestellt hat. Dieses Einstellen dauert tatsächlich relativ lange. Dazu werden teilweise bis zu 500 Blatt mehr an Material bestellt, um mehrere Probedrucke zu machen, bis der Farbton zu 100% mit der Vorlage übereinstimmt. Die Menge der Farbe wird mit den Farbschiebern geregelt.
Danach hat mir A. viel zu der Entwicklung in Druckereien erzählt. Es war verblüffend zu hören, dass früher alle Aufgaben, wie Gestaltung und Druck bei der Druckerei lagen, während heute mindestens 1/3 der Aufgaben an Agenturen geht und die Druckerei lediglich nur für die Druckvorbereitung und den reinen Druck zuständig ist.
Später hatte ich dann die Möglichkeit, J. über die Schulter zu schauen. Er hatte einen Kundenauftrag, bei dem ein Briefbogen einfarbig bedruckt werden sollte.
Sehr interessant dabei fand ich, dass bei diesem Auftrag der Farbauftrag mehrfach erhöht werden musste, um den gewünschten Farbton zu erreichen. Je mehr Farbe gebraucht wurde, desto mehr Wasser muss hinzugegeben werden. J. hat mir dann gezeigt, wie man mit dem Fadenzähler sehen kann, dass die sehr dünne Schrift des Logos, minimal zugelaufen ist. Einfach weil der Farbauftrag so unglaublich hoch sein sollte.
Auch eine völlig neue Erkenntnis war die Tatsache, dass während des Drucks mit einem Druckbestäubungspuder zwischen die einzelnen Seiten gesprüht wird, damit diese durch die noch feuchte Farbe nicht zusammenkleben.
Mein persönliches Highlight heute war ein Gespräch mit A.
Bei meiner Aufgabe gestern in der Druckvorstufe habe ich mich wohl doch um einige Millimeter (!) vertan. Was so minimal war, dass man es im Probedruck nicht mal sehen konnte. Beim Offset-Probedruck ist es K. dann aber sofort aufgefallen.
Also musste das gesamte Dokument neu gesetzt werden. Ich habe das Ganze zunächst etwas heruntergespielt „Was machen schon die wenigen Millimeter Unterschied, das fällt doch später niemandem auf…“. Daraufhin nahm mich A. zur Seite und wir gingen zu einem Tisch, ganz hinten am Ende der Druckerei. Einem Schließtisch mit Bleisätzen. Dort erklärte er mir, dass er früher als Schriftsetzer jeden Abstand ganz genau beachten musste und die Maschine auch teilweise gar nicht richtig drucken konnte, wenn die Abstände nicht passten, weil einzelne Buchstaben wahrend des Druckes einfach herausfielen. Außerdem zeigte er mir einen gesetzten Bleisatz einer Adresse und die vielen unterschiedlichen Bleiletter. Um eine A4 Seite zu setzen, wurde damals lediglich 1 Stunde benötigt.
K. zeigte mir anhand einer Visitenkarte noch einmal, dass weniger als 1mm Unterschied im Druck und vor allem beim Zuschneiden der Druckbögen gravierende Folgen haben kann. Da sich das Ganze mit jedem Schnitt ein kleines bisschen mehr verzieht.
Witzig war, dass ich heute zum ersten Mal ein Spektralphotometer „in live“ gesehen habe. Die Funktionsweise (misst die Dichte der Farbe auf dem Bedruckstoff) war in meiner Abschlussprüfung tatsächlich prüfungsrelevant. Das Wissen dazu hatte ich mir regelrecht „eingeprügelt“. Das Gerät nun einmal wirklich in Aktion zu sehen und es WIRKLICH zu verstehen, war ziemlich klasse.
Auch neu kennengelernt habe ich heute die Schneidemaschine. Diese funktioniert aus Sicherheitsgründen nur mit zwei Händen. Es gibt eine Lichtschranke und das Messer schneidet nur, wenn dieser Bereich frei ist. Die Tatsache, dass der Pressbalken mit 3 Tonnen alle Luft zwischen den einzelnen Bögen wegdrückt, war doch überraschend.
Insgesamt war auch dieser Tag sehr lehrreich.
Morgen gibt es sogar einen Auftrag bei dem vierfarbig gedruckt wird, darauf bin ich sehr gespannt. Denn je mehr Farben, desto mehr gibt es auch, was vorher eingestellt und kontrolliert werden muss.